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Austausch und Entspannung                             
            

 9./10. September 2017 im Haus Wiesengrund in Überdorf


Gut gestärkt durch ein leckeres Mittagessen und dabei schon etwas warm geplaudert starten wir unser Ehrenamtler-Wochenende. In der Mitte des hellen freundlichen Raums stehen Blumen, Kerzen, Herbstdekoration.

Wer mag, kann sich eine Karte nehmen, die er an sich selbst oder andere schicken möchte, jetzt oder aber zu einem späteren Zeitpunkt. Ulrike Lenhart übernimmt den Versand. Bei einer früheren Runde hat sich jemand selbst eine Karte zum Jahreswechsel geschrieben und diese dann aber völlig vergessen. Die Überraschung war groß. Auf jeden Fall werden Karten geschrieben an die, die wegen eigener Krankheit oder Krankheit des Kindes nicht dabei sein konnten.

Es gibt einen kurzen Rückblick auf das 15-jährige Jubiläum unseres Hospizdienstes im August und gleichzeitig ein dickes Dankeschön an alle, die zum guten Gelingen beigetragen haben.

Zur Vorstellung soll jeder einen Gegenstand, den er dabeihat, zeigen und dazu seinen ganz speziellen persönlichen Bezug schildern. Ebenso findet Erwähnung, wen oder was man zu Hause zurückgelassen hat.
Beispiele für persönliche Dinge:
• Schlüsselbund - öffnet viele Türen, hat auch speziellen Anhänger
• Schmuckstücke - Erbstücke, liebevolle Geschenke zu bestimmten Anlässen, Schmuck für alle Tage (der gehört einfach zu mir und meinem Wohlbefinden); für manche Schmuckstücke hat sich die Enkelin (10 Jahre) schon als Erbin angemeldet
• USB-Stick - Geschenk einer langjährigen Freundin mit Fotos vom gemeinsamen Urlaub
• Fernbedienung fürs Hörgerät - leichte Umstellung ohne dauernd zu fummeln, sehr nützlich
• Handtasche - alles Wichtige drin, z. B. die Lesebrille
• Uhr (Familiengeschenk) - diese und die Wanduhren zu Hause möchte später mal ein Enkel haben (heute 7 Jahre)
• Partnerschaftsring - Steine jeweils in der Augenfarbe des Partners
• Stift - seit Jahren immer dabei, früher unverzichtbar auf vielen Dienstreisen, heute nützlich für allerlei Notizen
• Hosentaschen-Handy - direkte Verbindung zu den Liebsten (betagte Mutter für ein Lebenszeichen, Partner für wichtige Informationen)
zurückgelassen wurden:
• Familie, Haustiere, Garten, unaufgeräumte Wohnung

Grundsätzlich gilt: alles geschieht freiwillig, keiner wird zu irgendetwas genötigt; man kann alles, muss nichts mitmachen.

Übung mit Zollstock:
Unter einen drei Meter langen Zollstock hält jeder Teilnehmer einen Finger. GEMEINSAM soll der Zollstock auf dem Boden abgelegt werden. Es dauert sehr lange, bis der Zollstock endlich auf der Erde liegt.

Mit einer kurzen Meditation von Gisela Adolphi kommen wir zur Ruhe.

Lebendige Bibliothek:
Heidi Cordier und Gisela Adolphi blättern im "Lebensbuch" von Wolfgang Grube. Sie stellen ihm Fragen zu seinem Befinden, Leben, Familie, Beruf, Hobbies. So lernen wir ihn kennen. Am Ende darf, wer mag, auch noch im "Buch" blättern, also Fragen stellen.
Übung mit A-, B-, C-Sätzen:
Der Reihe nach soll jeder einen Satz zum Thema "Hospizdienst" sagen, der mit dem jeweils nächsten Buchstaben des Alphabets beginnt. Immer wieder werden Wertschätzung und Qualität der Arbeit, Motivation und soziales Bewusstsein in die Sätze eingeflochten.

Übung mit Ball:
Ulrike Lenhart gibt ein Stichwort vor, z. B. Sternzeichen, Lieblingsgetränk, Lieblingsessen. Wir werfen den Ball jemandem zu, der das aktuelle Stichwort für sich persönlich konkretisieren soll. Der Ball fliegt durch die Runde, bei jedem neuen Stichwort lernen wir Neues zu den anderen Teilnehmern.

Lebendige Statistik:
Heidi Cordier stellt uns Fragen, auf die wir "antworten", indem wir uns in einer Reihe aufstellen entsprechend unserem Grad der Zustimmung (von "stimme voll zu" bis "trifft auf mich überhaupt nicht zu"). Es gibt viel Bewegung bei jeder neuen Frage. Wer mag, erläutert, warum er genau an dieser Stelle steht. Auch durch diese Übung lernen wir wieder sehr viel voneinander. Und wir werden angeregt, uns selbst diesen Fragen zu stellen.
Einige Beispiele der Fragen:
• In einer Begleitung kann ich mich gut abgrenzen und bei mir bleiben.
• Es fällt mir leicht, andere um Hilfe zu bitten.
• Ich verzeihe mir, wenn ich Fehler mache.
• Nur wenn es mir gut geht, kann ich für andere da sein.
• Wenn mir jemand eine Grenze zeigt, fühle ich mich abgelehnt.
• Ich gebe lieber, als dass ich etwas annehme.
• Ich bin heute gern nach Überdorf gekommen.

Heidi Cordier liest einen Text vor zum Thema "Selbstfürsorge". Bei aller Fürsorge für andere darf die Fürsorge für mich selbst nicht zu kurz kommen. Mein "Ja" zu mir selbst ist sehr wichtig.

Übung in Kleingruppen zu ausgewählten Sprüchen:
Zwei oder drei Leute tauschen sich über den zugeteilten Spruch aus und versuchen dann, ihn der gesamten Gruppe möglichst so darzustellen, dass diese den Inhalt erkennen kann. Durch die Überlegungen zur Darstellung wird der Austausch noch einmal vertieft.
Hier die Sprüche:
• Das Wort "Nein" auszusprechen, ist der erste Schritt zur Freiheit.
• Ein "Nein" aus tiefstem Herzen ist besser und größer als ein "Ja", mit dem man gefallen oder - noch schlimmer - Ärger vermeiden will. (Mahatma Gandhi)
• Manchmal ist ein Rückzug nötig, um Herz und Seele zu schützen.
• Lerne "Nein" zu sagen. Erst dann werden Menschen dein "Ja" schätzen.
• Niemand benötigt Dich so dringend wie du selbst.

Mit einem Lied ("Ich gehe und gehe") beschließen wir das offizielle Programm des ersten Tages.

Nach dem reichhaltigen Abendessen gehen einige noch eine Runde spazieren, leider schaffen wir den Weg nicht ganz ohne Regen.

Wir lassen den Abend gemütlich in der Lobby ausklingen bei Wein, Bier oder Wasser. Wir berichten ausführlicher über das Jubiläum für die, die nicht dabei sein konnten, unterhalten uns über "Gott und die Welt", landen irgendwann bei Liedern aus der "Mundorgel" und singen Lieder, die wir (Älteren) noch von früher kennen.



Zum Auftakt des zweiten Tages stärken wir unseren Körper mit einem guten Frühstück und danach - wer mag - Geist und Seele mit einer Andacht von Wolfgang Grube.

Alle gemeinsam tun wir mit Gisela Adolphi etwas für unsere Gesundheit - leichte Körperdehnung mit sanfter Melodie.

Übung mit zu erratenden Begriffen:
Jeder in der Runde zieht verdeckt eine Karte mit einem Begriff, z. B. Rhein, Gebrauchtwagenhändler, Sandförmchen, Ostereier. Diesen Begriff verpacken wir mehr oder weniger geschickt in ein paar Sätze und lassen die anderen raten, was wir wohl versteckt haben. Es gibt viel zu lachen.

Übung und Austausch über "Nein" mit Gisela Adolphi:
gymnastischer Teil:
langsam den Kopf auf die Brust senken und dann in den Nacken legen, wiederholen. Dieses "Nicken" bedeutet "Ja".
langsam den Kopf so weit wie möglich nach rechts und dann nach links drehen, wiederholen. Dieses "Kopfschütteln" bedeutet "Nein.
Ein klares "Ja" und ein klares "Nein", beides ist für uns wichtig. Bei aller Hilfsbereitschaft müssen wir die eigenen Grenzen beachten. "Everybody's darling ist everybody's depp."
Wir gehen durch den Raum. Wenn sich zwei Leute begegnen, sagt einer "Bitte" und der andere antwortet mit "Nein". Dies soll in verschiedenen Tonlagen und mit unterschiedlicher Mimik erfolgen, eventuell auch mit einem "Ja" nach wiederholtem "Bitte".
Anschließend tauschen wir uns über unsere Empfindungen bei dieser Übung aus. Hier einige Empfindungen:
• Die Abgrenzung meiner Persönlichkeit durch ein "Nein" gibt mir Kraft.
• Manchmal tut ein "Nein" weh, aber ich muss es trotzdem akzeptieren.
• Da wir uns in einer vertrauten Gruppe bewegt haben, kann ich die Übung nicht wirklich ernst nehmen und empfinde demzufolge auch nicht so wie einem fremden Menschen gegenüber.
• Schwierig wird es, wenn wir auflaufen, also unser Gegenüber weder "Ja" noch "Nein" sagt, sondern überhaupt nicht reagiert.
• "Ja" und "Nein" zu sagen ist ein lebenslanger Lernprozess.
• Manchmal sage ich lieber "Ja", obwohl ich "Nein" sagen möchte, nur um meine Ruhe zu haben. Hinterher ärgere ich mich darüber.
• Wenn ich beharrlich genug gebeten oder gebettelt habe, erhalte ich vielleicht doch noch ein "Ja".
• Wenn wir "Nein" sagen, dann gern mit einer kurzen Begründung. Umgekehrt empfinden auch wir es als angenehm, wenn die Ablehnung uns gegenüber kurz erläutert wird.
Zum Abschluss der Übung soll sich jeder einmal in die Mitte der Runde stellen und "Nein" sagen. Zwei Teilnehmer tun dies. Diese beiden "Neins" werden jeweils von verschiedenen Teilnehmern sehr unterschiedlich "gehört" - mal sehr schroff, mal sehr empathisch. Und zwar von verschiedenen Teilnehmern genau entgegengesetzt. Unsere Wahrnehmung ist sehr stark abhängig von unserem eigenen Empfinden und von der Situation, in der das "Nein" gesagt wird. Dabei lassen wir es dann bewenden.

Übung mit Bildern in schwarz-weiß zur Wahrnehmung:
Beispiele:
• alte Frau mit Kopftuch oder junges Mädchen im Profil​
geraten wurde auch "Indianer" oder "Tier"
• alte Amphore oder zwei Gesichter gegenüber
• weißes Dreieck über schwarzen Dreieckrahmen und schwarzen Scheiben
Unsere Wahrnehmung ist SEHR unterschiedlich je nach Blickwinkel. Es lohnt sich, gelegentlich mal die Blickrichtung zu ändern. Es gibt nicht immer "DIE EINE" Wahrheit oder Wirklichkeit.

Im Gegensatz zu dem Aprilwetter gestern scheint heute öfter die Sonne. Wir genießen unseren Pausenkaffee auf der Terrasse und lächeln für das Erinnerungsfoto.

Ulrike Lenhart liest eine kurze Geschichte zum Thema "Achtsamkeit" vor.
Der Meister versucht, seine Schüler davon zu überzeugen, dass sie das, was sie gerade tun, auch ganz tun und nicht in Gedanken immer schon einen Schritt weiter sind.
Meister über sich: "Wenn ich stehe, dann stehe ich, wenn ich gehe, dann gehe ich, wenn ich sitze, dann sitze ich."
Meister über seine Schüler: "Wenn ihr sitzt, dann steht ihr schon. Wenn ihr steht, dann lauft ihr schon. Wenn ihr lauft, dann seid ihr schon am Ziel."

Übung mit Zollstock:
Wir wiederholen die Übung von gestern. Heute klappt sie sehr gut, weil sich alle irgendwie gleichmäßig auf spontanes und dann stetig wiederholtes Kommando "tiefer" einlassen.

Austausch in Zweiergruppen:
Jeder zieht eine Karte mit einem Begriff. Jeweils zwei Begriffe ergeben zusammen ein neues Wort, z. B. Eis + Bär = Eisbär. Die so gebildeten Paare tauschen sich über unser Wochenende aus.
Ergebnis: Über das Programm gibt es eigentlich keinen Diskussionsbedarf. Dafür haben sich manche Paare, die sich bisher noch nicht so oft gesehen hatten, jetzt mal näher kennengelernt und sich darüber gefreut.
Zwei kleine Anregungen gibt es: die Andacht statt im Gruppenraum lieber in der Kapelle zu feiern und die kurze Gymnastik lieber vor statt nach dem Frühstück zu machen.

Mittagessen - lecker und reichlich

Kreativität:
Mit Hilfe von Zeitschriften, Schere, Klebstoff und Stiften erstellt jeder ein Bild oder eine Collage vor dem Hintergrund: was tut mir gut, was möchte ich machen, worüber freue ich mich, …
In großer Runde betrachten wir alle gemeinsam unsere Kunstwerke und lauschen den dazugehörenden Gedanken des Künstlers. Themen der Collagen sind: Urlaub, Freude, leckeres Essen, Freundschaft, Lächeln bzw. Lachen.

Zusammenfassung und Bewertung des Wochenendes:
• grundsätzlich positiv (Ablauf, Themen, Referenten)
• Wunsch (etwa der Hälfte der Teilnehmer): nicht ausschließlich selbst aktiv werden, sondern auch einen Vortrag zu einem Thema im Sinne einer Fortbildung hören
• Gegenvorschlag: den Vortrag lieber als separate Fortbildung anbieten
• Widerspruch: doch lieber beides zusammen - Austausch UND Vortrag (von eigenen Leuten oder auch Gästen)

gemeinsames Lied zum Abschied:
Ein neues Lied (ohne Instrumentenbegleitung) ist doch etwas zu schwierig. Deshalb singen wir noch einmal "Ich gehe und gehe".

Und dann gehen wir - mit großer Dankbarkeit, vielen herzlichen Worten und Umarmungen.

September 2017 - Barbara Grube 

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