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Spiel, Spaß und Musik!!!

Unter diesem Motto stand das diesjährige Fortbildungswochenende der Ehrenamtlichen in Überdorf. Wer andere unterstützt, muss selber auch mal Energie tanken. Und das geht besonders gut mit Singen, das ist sogar wissenschaftlich erwiesen: Singen stärkt das Immunsystem, nimmt Angst und Schmerzen und macht glücklich. Einige Ehrenamtliche haben auch schon die Erfahrung gemacht, dass sie mit Liedern Patienten erreichen, die sonst kaum noch ansprechbar sind. 

Bevor es nach dem leckeren Mittagessen mit den Übungseinheiten losgeht, berichten Heidi Cordier und Gisela Adolphi von der Premiere des Cafés für Trauernde. Die Gäste haben gut ins Gespräch gefunden, und alle wollen wiederkommen.

Die Überleitung schaffen wir mit dem Kanon „Froh zu sein bedarf es wenig“. Dann dürfen wir unter Anleitung von Friederike Haar-Kliche tönen, d. h. auf U-O-A-E-I Töne machen, das bringt den ganzen Rumpf zum Schwingen. Dazu muss man nicht singen können, sondern nur den Mut haben, entsprechende Geräusche zu machen. Das Ganze runden wir dann ab, indem wir unseren Atem von den Füßen bis zum Kopf gezielt in alle Körperregionen schicken. Jetzt können wir erfrischt in die Kaffeepause, wobei „Pause“ eigentlich das falsche Wort ist, denn wir nutzen sie zum Erfahrungsaustausch und stellen uns gegenseitig Fragen, die wir immer schon mal stellen wollten.

Anschließend überrascht uns Gisela Adolphi draußen mit Übungen, die uns „blindes Vertrauen“ abverlangen. Da wir uns inzwischen gegenseitig gut kennen, ist es für niemanden ein Problem, sich blind führen zu lassen, aber man kann sich durchaus ungemütlich fühlen, wenn es vom gepflasterten Weg auf den holprigen Rasen geht. Draußen ist es frisch geworden, deshalb wollen wir uns drinnen mit einem Lied aufwärmen. Welches soll es denn sein? Wir einigen uns auf „Alle Vögel sind schon da“. Danach wird es richtig schwierig. Gisela fordert uns zur Gruppenarbeit auf, und im kleinen Kreis sollen wir uns gegenseitig drei Eigenschaften nennen nach dem Moto „Was ich an mir liebe“. Mit Selbstkritik sind wir normalerweise ganz fix, aber beim Loben müssen oft die anderen helfen, und so gibt es viele Komplimente zu genießen.

Seelisch gewärmt, finden wir wieder zusammen, um Ulrike Lenhart, unserer Koordinatorin, mit der Geschichte „Der Ort, wo der Himmel die Erde küsst“ zu lauschen. Nach dem Lied „Wenn die bunten Fahnen wehen“ lernen wir durch Heribert Bachem noch den Dichter Robert Pütz kennen: „Man soll nicht rasten und nicht ruh’n, bis man gelernt hat, nichts zu tun“.

Nach dem Abendessen und einem Spaziergang in der wunderschönen Umgebung frönen wir unseren spielerischen Adern. Kindheitserinnerungen werden wach bei der „Reise nach Jerusalem“. Etwas ruhiger geht es dann bei dem Würfelspiel „Rory’s Story Cubes/Geschichtenwürfel“ zu, das Eva Mantel mitgebracht hat. Auf jedem Würfel ist ein Piktogramm zu sehen, und die Herausforderung besteht darin, anhand der geworfenen Bilder eine Geschichte zu erzählen. Interessant, wieviel Phantasie wir plötzlich entwickeln. Zum Schluss noch ein Schlaftrunk in der gemütlichen Sitzecke, bevor sich alle zufrieden zurückziehen.

Am nächsten Morgen wartet nach einer Konzentrationsübung eine Überraschung auf uns: Heidi Cordier hat Ton mitgebracht, und wir dürfen nach Herzenslust formen, was uns in den Sinn kommt. Ich bin mal wieder beeindruckt, wie offen meine Mitstreiter und Mitstreiterinnen sich auf diese ungewohnte Einladung einlassen und sich mit Hingabe der Aufgabe widmen. Natürlich wird keine handwerkliche Leistung angestrebt, sondern die Hände sollen einfach erfahren, wie es sich anfühlt, den Ton zu kneten und zu streichen. Trotzdem sind einige Werke richtig künstlerisch. Das geht von der abstrakten Form über einen Blumenstrauß im Töpfchen bis hin zu Krokodil und Hund, die sich einen Fressnapf teilen. Zum Schluss verbinden wir alle Produkte mit einer Geschichte. Die beginnt in einem blumigen Paradies mit Schlange. Nach dem Rauswurf von Mensch und Tier geht die Zankerei ums Futter los. Es ereignen sich alle möglichen Wechselfälle des Lebens mit schönen und brutalen Ereignissen, aber zum Schluss spielt das Grammophon ein Friedenslied …

Nach diesem aufregenden „Abenteuer“ gibt es einen ruhigen Moment und wir lauschen Ulrike Lenhart und der Geschichte von Janosch „Der Tod und der Gänsehirt“.

Dann geht es mit einem Spiel weiter, das uns animiert, über Aspekte unseres Lebens nachzudenken und dies den Mitspielern zu berichten „Spurensuche im Schneckentempo“. Auch bei diesem Spiel wird mir deutlich, wie sehr wir einander vertrauen, denn wir formulieren unsere Antworten sehr offen. Ich genieße es, neue Facetten von meinen Mitstreitern und Mitstreiterinnen zu erfahren und amüsiere mich köstlich, weil wir alle den Ernst des Lebens mit einer gehörigen Portion Humor verpacken.

Gut, dass es danach eine Pause und Mittagessen gibt.

Die letzte Einheit beginnt Ulrike Lenhart mit einer Geschichte: 'Großmütter' wurde von einer sieben Jahre alten Annika verfasst und beschreibt aus ihrer Sicht, was Großmütter alles dürfen, können und für Kinder darstellen. Und vor allem, dass Großmütter die einzigen Erwachsenen sind, die Zeit haben....

Wir besprechen noch, welche Ideen es gibt, unsere hospizliche Arbeit in Zukunft weiter zu verbessern, und dann beginnen wir mit der Rückschau auf das Fortbildungs-Wochenende. Alle haben das Gemeinschaftserlebnis genossen, das miteinander Tun, sei es das Singen, die „blinden“ Übungen oder das Schneckenspiel. Besonders gewürdigt wird die allgegenwärtige Atmosphäre des Vertrauens. Es wird viel gelacht, aber nie übereinander, sondern nur miteinander. Die gegenseitige Wertschätzung ist durchgängig spürbar, man genießt es, mit Menschen zusammen zu sein, mit denen man im Gespräch auch in die Tiefe gehen kann. „Jeder arbeitet mit jedem und alle zusammen!“ bringt es eine Ehrenamtliche auf den Punkt. Wir nehmen mit, dass „kindliche Freuden“ wie die Reise nach Jerusalem oder das Tonkneten uns auch im Alltag gut tun würden. Ein ausdrückliches Dankeschön geht an den Hospizverein, der den Rahmen dazu bietet, solch eine „Fortbildung mit dem Gefühl der Leichtigkeit“ erleben zu können.

Und ich freue mich schon auf Neujahr. Wieso? Ulrike Lenhart hat uns wieder Karten verteilt mit dem Angebot, diese an liebe Menschen oder an uns selber zu schreiben, und sie übernimmt den Versand zum gewünschten Zeitpunkt. Ich habe mir selber eine Karte zum Neuen Jahr geschrieben und ich bin jetzt schon gespannt darauf, was drin steht …


April 2015

Marita Meye

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